Sonntag, 14. Oktober 2007

Don Demidoff und das Geschäft mit dem Mitleid

Artikel aus dem Stern 1996

Vor Weihnachten sind die Deutschen besonders spendenfreudig. Doch auf dem Millionenmarkt ist oft Vorsicht geboten. Sonst landen die milden Gaben in den Taschen von Scharlatanen und Betrügern.

Udo J. Erlenhardt hatte sich schon in allerlei Jobs versucht – als Geschäftsführer, Verkaufstrainer, Journalist, Privatlehrer und Gastwirt. Doch alles wollte nicht so recht klappen, finanzielle Problem plagten den Vielseitigen. Don Demidoff mit rumänischen Kinder Im rheinischen Kleve etwa, wo er mit dem „Cafe Extrablatt“ Fus fassen wollte, versäumte er es, 10000 Mark Sozialabgaben für seine Mitarbeiter abzuführen. Das Landgericht verurteilte ihn wegen Betruges zu einem Jahr Haft auf Bewährung. Seither gibt er sich als Priester einer unabhängigen katholischen Kirche in der US-Stadt Wilmingten aus, nennt sich Pater Don Demidoff und ist als Spendensammler tätig, Stapelweise verschickte der „Pater Bettelbriefe, in denen er um milde Gaben für ein rumänisches Kinderdorf „Casa Don Bosco“ bat, dessen Leiter er angeblich ist. Das Geld floß reichlich – wohin das ist allerdings umstritten. Holländische Zeitungen und das Hausmagazin des deutschen Hilfswerk „Missio“ vermuteten, die Spenden – schätzungsweise etliche hunderttausend Mark – seinen weitgehend auf dem Privatkonten des selbsternannten Wohltäters gelandet. Der empfindet das freilich als „unfaire Hetzkampagne“ und beteuert, das Geld „ausschließlich für satzungsgemäße Ziele“ seiner Stiftung verwendet zu haben. Zudem so der Gute allen Ernstes werde die Buchführung von den „Finanzbehörden des Staates Rumänien monatlich auf Korrektheit geprüft“. Die Staatsanwaltschaft Kleve hegt allerdings Zweifel an dieser Darstellung. Sie ermittelt gegen Udo J. Erlenhardt alias Pater Anton Aabenberg wegen Verdachtes des Spendenbetrugs.